Alevitischer Religionsunterricht
Die Erteilung des alevitischen Religionsunterrichts (ARU) als reguläres Unterrichtsfach an staatlichen Schulen in Deutschland stellt für die AABF und ihre Mitglieder eine historische und gesellschaftspolitische Errungenschaft dar. Bereits in 8 Bundesländern wird der ARU in deutscher Sprache an den Grundschulen gelehrt. Der Unterricht soll baldmöglichst auch an weiterführenden Schulen eingerichtet werden.
Etwa 1000 Schülerinnen und Schüler der Klassen 1-4 werden von 40 Lehrkräften an 60 Schulen in alevitischer Religion unterrichtet. Das Fach ist versetzungsrelevant und wird auf Deutsch unterrichtet.
Lehrerinnen und Lehrer alevitischen Bekenntnisses, die den Religionsunterricht erteilen möchten, werden in einem Zertifikatskurs nebenberuflich fortgebildet.
Das Schulministerium des Bundeslandes NRW hat in Abstimmung mit der AABF den Grundschul-Lehrplan „Alevitischer Religionsunterricht“ entwickelt, der auch in anderen Bundesländern anerkannt wird.
Adäquat zu den geeigneten Lernformen für Grundschulen werden im alevitischen Religionsunterricht vier Lernwelten aufeinander abgestimmt, so dass die Schülerinnen und Schüler kognitiv, emotional und instrumentell Zugang zu ihrem Glauben und ihrer alevitischen Identität finden können.
Mit Hilfe der vier Lernwelten „Körperlichkeit“, „Emotionalität“, „Intellektualität“ und „Spiritualität“ wird die Beziehung des Menschen zur Natur (Schöpfung), Technik und Geschichte (von Natur und Menschheit), zu anderen Menschen, zu sich selbst und zu Gott bzw. den anderen Religionen betrachtet.
In allen Bundesländern, in denen alevitischer Religionsunterricht gelehrt wird, wird das vorhandene Lehrpersonal alevitischen Hintergrunds zur Erteilung dieses Unterrichts eingesetzt. Diese Lehrkräfte können den alevitischen Religionsunterricht nur dann adäquat erteilen, wenn sie hierfür eine entsprechende Qualifikation erworben haben. Zu diesem zertifizierten Kurs, der durch die AABF durchgeführt wird, benötigen die Lehrkräfte eine offizielle Abordnung durch die jeweils zuständige Schulbehörde.
Selbstverständlich kann der derzeit durchgeführte Qualifizierungskurs zur Erteilung des alevitischen Bekenntnisunterrichts ein reguläres Studium der alevitischen Religionslehre nicht ersetzen. Eine flächendeckende Einführung des alevitischen Religionsunterrichts in allen Schulformen und –stufen sowie deren angemessene personelle und finanzielle Ausstattung sind unabdingbar.
Nur so ist aus der Sicht der AABF eine Gleichstellung von Menschen alevitischen Glaubens mit Mitgliedern etablierter Religionsgemeinschaften wie den evangelischen Kirchen, der katholischen Kirche und der jüdischen Religionsgemeinschaft gewährleistet.
Seit dem Schuljahr 2008/09 gibt es den alevitischen Religionsunterricht (ARU) nun auch in Bayern.